Und wieder eine neue Sache stand bei den BerlinSpinnen an: Dieses mal wollten wir uns die heimische Spinnen- Fauna kümmern. Ein zu durchforstendes Habitat wurde ja schon vorher ausgewählt (siehe Planung), den ehemaligen Grenzstreifen zwischen (West-) Berlin und Brandenburg im Süden Berlins. Hier erfolgte in den letzten Jahren eine Aufforstung. Wir hatten dort Wald, Strauchgebiete, Wiesen und ein Feld für unsere Suche zur Verfügung. Ein vorhandenes Feuchtgebiet hätten wir natürlich auch gerne untersucht. Da dies allerdings als geschütztes Biotop ausgewiesen ist, hielten wir uns selbstverständlich daran, dies nicht zu betreten.
Treffpunkt war unsere alte "Tagungsstätte", das Leopolds in Berlin-Neukölln. Dieses mal allerdings nicht erst um 15.00 Uhr sondern schon um 9:00 Uhr. Was bringt man nicht für Opfer für die "Wissenschaft", da verzichtet man auch gerne mal auf den Schönheitsschlaf am Samstag morgen. Mit einem Autokonvoi bewegten wir uns auf unser Ziel zu, quer durch Berlin und genau entgegengesetz zur gleichzeitg stattfinden LoveParade...
So viele Autos auf einmal hatten die Bewohner am Rande der Stadt sicher noch nicht auf einmal in ihrer kleinen Straße ankommen sehen, die als Sackgasse am "Habitat" endete. Um so verwunderter dürften sie gewesen sein, dass die aus den Autos purzelnden Gestalten sich -mit Fotoapparaten, Büchern, Lupen und Notizheften bewaffnet- um den nächstbesten Pfahl scharten. Sie konnten ja nicht ahnen, dass dort ein Weberknecht und eine -allerdings äußerst fette- Kugelspinne saßen. Kurze Zeit später nahmen die am Wegesrand befindlichen wilden Brombeeren unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Darin befanden sich viele schöne Baldachin- Netze mit ihren Bewohnern; für die vorbeikommenden Jogger und Fahrradfahrer dürfte allerdings der Anblick der vielen Leute, die die Köpfe in die Brombeeren steckten, wesentlich interessanter gewesen sein.
Wir wollen aber nicht behaupten, dass wir nicht auch Verständnis für unser Tun ernteten. Ein älterer Spaziergänger sprach uns just in dem Moment an, in dem wir uns um einen jungen Baum scharten, um ein weiteren achtbeinigen Bewohner zu begutachten. Was wir hier täten und ob wir wissenschaftlich arbeiten und Bestimmungen durchführten, fragte er mit einem Blick auf Hagens Bellmann. Wir bejahten die Fragen, allerdings schien er auf den Bildern im Bestimmungsbuch nur die Pflanzen wahrgenommen zu haben. In seiner Hilfsbereitschaft, gepaart mit seinen botanischen Kenntnissen verabschiedete er sich von uns mit den Worten "Ich glaube, das ist eine Stieleiche". Nun wussten wir wenigstens, auf welchem Baum die Spinne saß...
Beim weiteren Erkunden der Gegend machten wir eine erstaunliche Entdeckung. Genau in dem Gebiet, welches nach der Grenzöffnung aufgeforstet wurde, waren kaum Spinnen zu finden. Nur mit Mühe konnten wir das eine oder andere Exemplar entdecken. Vielleicht standen wir hier ja genau an der Stelle, an der sich noch vor 14 Jahren der sogenannte "Todesstreifen" befand. Auf solch einem breiten Streifen aus glatt geharktem Sand sollten Spuren eventueller Flüchtlinge leichter zu finden sein. Und diese Streifen wurden damals mit allerlei Chemie bedacht, um jegliches, störendes Wachstum fernzuhalten. Möglicherweise reagieren die Spinnen heute ja immer noch auf Reste dieser Gifte und ziehen sich lieber in andere Gebiete zurück. Wir werden das im nächsten Jahr noch einmal überprüfen (Ein Link zum Thema).
In einem Waldstück mit angrenzender Wiese und einem Feldrand kamen wir dann aber voll auf unsere Kosten. Zwischen hohen Gräsern funkelten uns die zickzackförmigen Stabilimente im Radnetz einer subadulten Wespenspinne entgegen. Nach langem Suchen auf hunderten Blüten entdeckte ich endlich eine Krabbenspinne, Hagen begeisterte eine Laufspinne. Sackspinnen wurden aus ihrem kokonartigen Gespinst geholt, nur zur Begutachtung natürlich. Neben Spinnen mussten aber auch diverse Insekten als Fotomodels herhalten.
Irgendwann wurden wir dann aber auch müde und stärkten uns auf einem Rastplatz von den Strapazen der Suche. Die einhellige Meinung war, dass wir das unbedingt noch einmal wiederholen müssen. Und für alle anderen "Stammtische" sei gesagt: Das Bierchen schmeckt nach einem solch einem Tag Abends noch mal so gut. Auch darum lohnt es sich, so etwas auch einmal zu probieren ;-)
Martin S.
PS.: Nachfolgend findet ihr noch eine Reihe Bilder mit den von uns entdeckten Tieren.
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