Ein weiterer Höhepunkt stand zu unserem Oktober-Treffen an: Volker von Wirth besuchte die BerlinSpinnen zum zweiten mal. Bereits am Freitag reiste Volker zusammen mit Hagen an. Hagen musste Berlin ja kürzlich aus beruflichen Gründen Berlin verlassen, ein solches Ereignis wie den Bestimmungskurs ließ er sich aber natürlich nicht entgehen.
Bereits am Freitag abend wurden dann zusammen mit Günter und Helga, bei denen der Kurs am Samstag stattfinden sollte, die ersten Blicke durch die schon aufgebauten Binokulare geworfen. Bei einem Bier klang dann der Abend noch gemütlich aus...nicht ohne noch über das "Thema Nr. 1", natürlich Vogelspinnen, zu sprechen.
Am Samstag ging es dann auch pünktlich um 10:00 Uhr los. 14 BerlinSpinnen warteten sehnsüchtig auf einen Blick durch das Binokular, zunächst gab Volker aber eine theoretische Einführung in das Thema. Wie schon bei seinem Vortrag im letzten Jahr hingen wir an Volkers Lippen und löcherten ihn mit Fragen. Eine Prophezeiung von Volker sagte voraus, dass sicherlich zumindest ein Etikett an einem unserer Terrarien geändert werden müßte. Es gäbe eigentlich bei jedem seiner Kurse zumindest eine "Überraschung". Na, wir waren gespannt, ob wir auch wirklich alle die Tiere hatten, als die sie uns verkauft worden sind.
Nach einer Stärkung in Form eines leckeren, von Helga gekochten Eintopfes ging es dann auch schon los. Nach dem Präparieren der Exuvien wurden die Chelizeren durch das Binokular betrachtet. Dieser erste Blick offenbarte eine völlig neue Einsicht auf unsere Achtbeiner. Wer bisher beispielsweise nur versuchte, ein Mikroskop zu Hilfe zu nehmen, wurde von der Tiefenschärfe überrascht. Es kommt also nicht unbedingt auf eine möglichst hohe Vergrößerung an, vielmehr wirkt sich diese eher störend aus. Nach einem kurzen "ahhh" und "ohhh" beim ersten Betrachten der Häute wurde dann auch der Bestimmungsschlüssel zur Hand genommen. Dessen Anwendung ist eigentlich ganz einfach. Eigentlich. Endlich traute sich jemand..."Ähm, Volker, ja, was bitte ist denn eine Scopula?" Volkers Erklärungen halfen schnell auf die Sprünge. So ging es dann auch munter weiter: prolaterale und retrolaterale Stridulationsorgane in Form von Stäbchen oder Keulen (auch gerne basal gelegen), Spermatheken einlappig, zweilappig, geteilt, ungeteilt oder auch Kombinationen daraus, gescheitelte Scopula der Tarsen, Dornen (vornehmlich an Beinpaar IV), Thoraxgrube gerade, procurv oder recurv; Volkers Geduld war bemerkenswert. Hilfreich war auch eine im Raum vorhandene Tafel, an der Volker seine Zeichenkünste beweisen konnte. Wenn man allerdings das betreffende Merkmal einmal durch das Binokular erkennen konnte, wird man dieses nicht so schnell wieder vergessen und beim zweiten mal fällt die Bestimmung dann schon wesentlich leichter.
Und auch die versprochene Überraschung blieb nicht aus. Hagen, der zusammen mit Günter eine Exuvie von dessen Theraphosa blondi untersuchte, verzweifelte langsam, aber sicher. Wo hat das Biest denn seine Stridulationsorgane versteckt...das war doch nicht möglich, wenn man auf blondi kommen wollte, mussten sie doch da sein. Na, dann hat Volker mal nachgeschaut, und es Hagen gezeigt. Und zwar ganau das, dass da keine Stridulationsorgane waren. Günter wird also das Schild mit "Theraphosa" in "Pamphobeteus" umändern müssen. Ja, das wäre beim nächsten Verpaarungsversuch mit einem blondi-Bock eine "lustige" Sache geworden, für den Bock allerdings nicht ganz so erfreulich.
Nach unseren Exuvien ging es dann noch an ein paar, die Volker mitgebracht hatte. So kamen wir auch mal in den Genuß, asiatische Röhrenbewohner zu bestimmen, bekanntermaßen Volkers Spezialität.
Nach mehreren Stunden ging der Kurs dann zu Ende. Irgendwie strengt es auch ganz schön an, stundenlang durch die Okulare zu schauen. Ein wenig erholt haben wir uns dann noch bei einer gemütlichen Runde bei Helga und Günter, aber selbst bei Bier und Schnittchen gingen die Fachdiskussionen noch weiter.
Einen ganz herzlichen Dank noch mal an Volker, der es mal wieder geschafft hat, uns mit seinem Wissen zu faszinieren. Es war aber sicher nur ein kleiner Teil, den er an uns weitergeben konnte (irgendwann war unsere Aufnahmefähigkeit auch erschöpft). Vielleicht gibt es ja irgendwann noch mal einen Vertiefungskurs!? Dank gebührt auch der Vogelspinnen IG Stuttgart, die es ermöglichte, uns ihre Binokulare zur Verfügung zu stellen.
Und ein großes Dankeschön besonders an Helga und Günter, die uns sicherlich ideale Räumlichkeiten geboten haben und prima für unsere Verpflegung sorgten. Es ist doch unglaublich, wie viele Platten mit belegten Broten nach so einem Kurs geleert werden!
Martin
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